Der Potsdamer Arzt Yatin Shah war am Wochenende Delegierter auf der Bundesdelegiertenkonferenz (BDK) von Bündnis90/DieGrünen in Bielefeld. Shah hatte sich aktiv in der innerparteilichen und öffentlichen Diskussion um die Homöopathie engagiert und einen Antrag an die grünen Delegierten gestellt. Es geht ihm dabei aber nicht nur um Homöopathie, Shah richtet seinen Blick auf ein „zukunftsfähiges gesundheitspolitisches Konzept für das grüne Grundsatzprogramm“. Die grüne BDK hatte sich gleich mit mehreren Anträge zur Homöopathie auseinanderzusetzen, die en bloc verhandelt wurden. Ausgangspunkt war ein Anti-Homöopathie Antrag eines jungen Berliner Grünen, den er nach eigener Aussage gemeinsam mit den organisierten Skeptikern verfasst hatte, der BVhÄ berichtete. Dieser Antrag wurde Gegenstand eines wissenschaftlichen Gutachtens der Universität Witten/Herdecke, das zu dem Ergebnis kommt, das er “falsche bzw. irreführende Aussagen” enthalte. Das Homöopathie-Thema drohte die BDK zu dominieren, hochgepuscht durch eine mediale Diskussion bis hin zur Tagesschau. Der grüne Bundesvorstand war um einen Kompromiss bemüht, den er auch erreichte. Yatin Shah: „Wie sich schon vor der Delegiertenkonferenz abzeichnete, wurde die Homöopathie-Diskussion durch einen gemeinsamen Kompromissantrag an eine Fachkommission übergeben.“ Dort sollen nun die Weichen für ein neues gesundheitspolitisches Konzept erarbeitet werden. In dem mit großer Mehrheit verabschiedeten Antrag sollen unter anderem diese Fragen geklärt werden:

  • In welchem Spannungsverhältnis stehen evidenzbasierte Wissenschaft und ein
    ganzheitlicher Gesundheitsbegriff?
  • Wie definieren wir den Wissenschaftsbegriff in der Medizin? Was bedeutet
    Evidenzbasierte Medizin und wie werden ihre drei Säulen gewichtet (Werte und Wünsche
    des Patienten, aktueller Stand der klinischen Forschung, die individuelle klinische
    Erfahrung)?
  • Welche Funktion übernehmen wissenschaftliche Erkenntnisse in der Entscheidung über die
    Erstattungsfähigkeit medizinischer Maßnahmen in der Gesetzlichen Krankenversicherung
    (GKV)?

Arzt und Forscher Yatin Shah zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden: „Ich erhoffe mir durch die Arbeit in der Kommission eine vertiefte inhaltliche Auseinandersetzung, die auf der Bundesdelegiertenkonferenz so nicht möglich gewesen wäre. Dies ist Voraussetzung, um sich mit den wirklich wichtigen Themen wie einem zunehmend kommerzorientierten Gesundheitssystem, den Vorzügen der „Sprechenden Medizin“ und der WHO-Forderung nach „Health in all Policies = Gesundheit in allen Politikfeldern“ auseinanderzusetzen und eine grüne Gesundheitspolitik mit Weitblick zu erarbeiten.“