In 100 Sekunden schafft es eine RBB-Journalistin eine Therapiemethode, die von rund 60 Prozent der Bevölkerung geschätzt und von vielen tausend Therapeuten angewendet wird, als magische Hexenkunst zu diffamieren – im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Viele Mitglieder des Berlin-Brandenburger Vereins homöopathischer Ärzte (BVhÄ)  haben mit Fassungslosigkeit diesen Beitrag am 8. Januar verfolgt.

Für die Journalistin ist es ein Problem, dass es in Berlin kaum Kitas gibt, in denen Kinder bei kleineren Blessuren nicht auch homöopathische Arzneien erhalten. Warum? Weil nach ihrer Meinung die „milliardenschwere Homöopathie-Lobby“ es bis heute nicht geschafft habe, die Wirksamkeit der Homöopathie zu belegen. Auch in einem 100 Sekunden-Beitrag sollte sich die Mühe gemacht werden, bei den Fakten zu bleiben. Ein Blick beispielsweise auf die Webseite des Homeopathy Research Instituts hätte genügt, um eine kurze deutschsprachige Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstands zu erhalten. Und wenn in Berliner Kitas sich die Homöopathie bereits durchgesetzt hat, sollten sich andere Städte daran ein Beispiel nehmen. In der Schweiz ist die Homöopathie zum Beispiel seit bald drei Jahren Regelleistung der Grundversicherung. Warum? “Es liegen ausreichende Nachweise für die präklinische Effektivität und klinische Wirksamkeit der Homöopathie sowie für ihre Sicherheit und Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu schulmedizinischen Behandlungen vor“, heißt es in der Begründung. Warum Ärztinnen und Ärzte auch in Berlin und Brandenburg Homöopathie anwenden, erzählen sie auf der Webseite des BVhÄ – fast alle sagen, dass sie neben der konventionellen Medizin einer weitere Therapieoption benötigen.

Zum Abschluss des RBB-Kommentars noch eine Formulierung, die es sich lohnt Wort für Wort zu lesen oder zu hören. Für die Inforadio-Journalistin  sind „Kindertagesstätten ein Hort von Hokuspokus homöopathischer Hexenkunst“ – und Kinder, die homöopathisch behandelt werden, würden nicht mehr die Zukunft, sondern das Mittelalter sein. Frage an den RBB: Sollen jetzt Ärztinnen und Ärzte, die auch homöopathisch therapieren, oder Eltern, die eine homöopathische Hausapotheke im Arzneischrank haben, auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden?

Der Berlin-Brandenburger Verein homöopathischer Ärzte (BVhÄ) verwehrt sich gegen eine derartig diffamierende Berichterstattung. Ein Kommentar gibt eine Meinung wieder – eine Redaktion entscheidet aber darüber, welcher Kommentar veröffentlicht wird.