Am 1. September wird in Brandenburg ein neuer Landtag gewählt. Der Berlin Brandenburger Verein homöopathischer Ärzte (BVhÄ) wollte von der SPD und der CDU, von den Linken und den Grünen wissen, wie sie zur Homöopathie und der integrativen Medizin stehen. Der BVhÄ versteht sich als weltoffener ärztlicher Berufsverband, der sich nicht nur im Gesundheitswesen für Vielfalt und Freiheit einsetzt – deshalb wurde beschlossen, die AfD nicht zu ihrer Haltung zu diesen Themen zu befragen.

Fünf Fragen wurden verschickt: Welche Bedeutung haben für Sie Therapievielfalt und Therapiefreiheit in der GKV? Der BVhÄ wollte wissen, wie die Parteien zur freiwilligen Kostenübernahme von Arzneimitteln und Arztkosten der Homöopathie durch die GKV stehen? Ob die Apothekenpflicht homöopathischer Arzneien auch weiterhin Bestand haben solle und ob die Parteien einen öffentlich geförderten Lehrstuhl für integrative Medizin in Brandenburg unterstützen würden. In der letzten Frage ging es um Antibiotikaresistenzen und die Behandlung von sogenannten Nutztieren mit Homöopathika in Brandenburg.

Die zum Teil sehr ausführlichen Antworten sind hier zusammen gefasst, die vollständigen Wahlprüfsteine der Parteien sind im Text hinterlegt.

CDU

Die Kostenübernahme für homöopathische Leistungen und Produkte durch die Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) soll beibehalten werden

Die CDU in Brandenburg setzt auf Therapievielfalt und vor allem auch auf die Entscheidungsfreiheit der Patienten. „Dazu gehört auch, dass sich Personen für Behandlungsalternativen außerhalb der wissenschaftlichen Hochschulmedizin entscheiden können.“ Die CDU vertraut dem mündigen und informierten Patienten, der eine sorgfältige Wahl treffen wird, die sich an seinen individuellen Ansprüchen orientiert. Deshalb glaubt die CDU, dass die „Homöopathie weiter an Bedeutung gewinnen wird“. Die CDU befürwortet ganz klar die Apothekenpflicht der homöopathischen Arzneien und wird prüfen, ob in dem neuen Konzept der staatlichen Hochschule in Cottbus/Senftenberg die integrierte Medizin Bestandteil sein kann. Die CDU Brandenburg möchte die Bio-Landwirtschaft ausbauen und hat den Antibiotikaresistenzen den Kampf angesagt.

Die Antworten der CDU Brandenburg lesen Sie hier: WPS CDU 2019

SPD

Die Homöopathie soll auch weiterhin von den gesetzlichen Kassen erstattet werden können

Die SPD Brandenburg akzeptiert den Wunsch von Patientinnen und Patienten, die der Homöopathie vertrauen oder dieser ein gesteigertes Interesse entgegenbringen. Auch steht die Partei hinter der Therapievielfalt und Therapiefreiheit in der GKV. „Als SPD Brandenburg orientieren wir uns an den aktuellen bundesdeutschen Regelungen, wonach Satzungsleistungen von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden können“, und das solle auch so bleiben. Da die Sicherheit der Patientinnen und Patienten oberste Priorität für die SPD hat, steht sie auch zur Apothekenpflicht homöopathischer Arzneien. Ein Lehrstuhl für integrative Medizin spielt für die SPD zurzeit keine Rolle und wie Homöopathika in der Veterinärmedizin zum Einsatz kommen sollen, dass überlassen die Sozialdemokraten den Tierärzten.

Die Antworten der SPD Brandenburg lesen Sie hier: WPS SPD 2019

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Die Einrichtung eines Lehrstuhls für Integrative Medizin ist zu prüfen

Die Grünen Brandenburg setzen bei ihren Antworten erst bei der vierten Frage ein, da sie für die Fragen eins bis drei den Bund und nicht die Länder in der Pflicht sehen. Da zurzeit Pläne diskutiert werden, eine medizinische Fakultät am Hochschul-Standort Cottbus/Senftenberg zu etablieren “wäre die Einrichtung eines Lehrstuhls für Integrative Medizin zu prüfen“, antworten die Grünen dem BVhÄ. Zum Thema Landwirtschaft: Die Grünen setzen auf artgerechte Haltung, die zu weniger Krankheiten bei den Tieren und „so zu einer von uns angestrebten Reduktion von Antibiotikagaben“ führe. „In diesem Kontext setzen wir uns für eine kurative Gabe von Medikamenten und einen kritischen Antibiotikaeinsatz anstelle von Präventivgaben ein“, so die Grünen.

Die Antworten der Grünen Brandenburg lesen Sie hier: WPS Grüne 2019

Die Linke

Wir stehen einem öffentlich geförderten Lehrstuhl für integrative Medizin grundsätzlich nicht abgeneigt gegenüber

Die Linke in Brandenburg setzt auf „anerkannte Methoden der wissenschaftlichen Medizin“, wo zu aus ihrer Sicht die Homöopathie nicht zählt. Therapievielfalt, Erstattung oder Apothekenpflicht braucht es deswegen nicht für Homöopathie. Jedoch kann sich die Partei einen Lehrstuhl für integrative Medizin vorstellen, allerdings ist dies ein nachrangiges Thema. Und zur Landwirtschaft: Die Linken möchten gesundheitsfördernde Haltungsbedingungen unterstützen, „inwieweit Homöopathie eine zusätzliche Behandlungsoption ist“, solle den Tierärzte überlassen werden.

Die Antworten der Linken Brandenburg lesen Sie hier: WPS Linke 2019

Fazit

CDU und SPD stehen in Brandenburg zur Homöopathie als besondere Therapierichtung. Die Grünen haben in Brandenburg hierzu keine deutliche Position, auch auf Nachfrage wurden die Fragen zu Therapievielfalt, Erstattung und Apothekenpflicht nicht beantwortet. Die Linken sagen ganz deutlich, dass sie im Gesundheitswesen ganz andere Probleme sehen als eine Diskussion über Homöopathie. Bei ihnen geht es um Versorgungsstrukturen im ländlichen Raum und um eine bezahlbare Medizin für alle. Erfreulich ist, dass CDU, Grüne und Linke den Vorschlag des BVhÄ in Betracht ziehen, einen öffentlich geförderten Lehrstuhl für integrative Medizin in Brandenburg einzurichten.