„Die Homöopathie ist bei Nutztieren eine sehr gute Therapie“

Dr. med. vet. Christian Fidelak aus Potsdam betreut Höfe in ganz Deutschland, sowohl bio- als auch konventionell-betriebene.  Er schätzt, dass sich die Homöopathie in der Nutztierhaltung immer weiter durchsetzen wird: „Es werden oft die gleichen Ergebnisse erzielt wie mit der konventionellen Medizin und das ganz große Argument ist, dass keine Wartezeit beim Verkauf entsteht.“ Der ökonomische Aspekt ist es, der konventionelle Betriebe zur Homöopathie führt. Laut Fidelak sind es zum Teil sogar sehr große Betriebe mit mehr als 1.000 Kühen, die bei den meisten Erkrankung zuerst auf Homöopathie setzen. Der Tierarzt weiß aus Erfahrung, dass sich „Kälberkrankheiten und alles um den ‚Geschlechtsapparat‘ gut homöopathisch behandeln lässt.“ Ein anderer Grund sind die Antibiotika-Resistenzen. Die Wunderwaffe der Medizin ist über Jahrzehnte zu oft eingesetzt worden, tonnenweise im Futter, auch zur Mast. Das Problem wird auch von der Politik mit Sorge gesehen. Im Frühjahr 2016 wurde über die Homöopathie in der Tiermedizin im europäischen Parlament gestritten – und erfolgreich verteidigt. Norbert Lins von der CDU/CSU brachte es auf den Punkt: „Das Ziel ist, dass im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen (AMR) für Tierhalter wirksame Medikamente verfügbar sind und wir Alternativen zu antimikrobiellen Wirkstoffen haben. Aus diesem Grund bin ich absolut überzeugt, dass auch im Veterinärbereich die Homöopathie gute komplementäre oder gar alternative Medikamente liefert und so zur Eindämmung von AMR beiträgt.“ In der offiziellen Bio-Verordnung heißt es deshalb auch, dass sogenannte Nutztiere auf Bio-Höfe vorrangig homöopathisch oder phytotherapeutisch behandelt werden müssen – es sei denn, der Tierarzt entscheidet sich aus medizinischen Gründen dagegen.

Homöopathie im Spreewald

Rund 80 Kilometer südöstlich von Berlin, inmitten des Spreewalds, wird einer der größten Demeter-Höfe Deutschlands bewirtschaftet. Seit 1999 wird auf dem Landgut Pretschen biologisch-dynamisch gearbeitet. Gemäß den Demeter-Vorschriften gilt dies sowohl für die Land- wie für die Viehwirtschaft. Hauptsächlich Milchkühe werden hier gehalten, 275 schwarz-weiße Kühe und noch einmal so viele Kälber. Doch auch eine Bio-Kuh wird mal krank und das fällt zuerst den Tierwirten auf. Je nach Einschätzung der Lage können die meisten kleineren Erkrankungen von ihnen direkt behandelt werden. Die Tierwirte haben darin viel Erfahrung und die Stallapotheke ist gut sortiert, etwa 30 homöopathische Arzneimittel befinden sich darin. Eingesetzt werden sie etwa, wenn eine Kuh beim Kalben Unterstützung benötigt oder sich die Geburt in die Länge zieht, auch wenn es Schwierigkeiten mit der Nachgeburt gibt,  können homöopathische Mittel helfen. „In 80 Prozent der Fälle kommen wir mit homöopathischen Mitteln bei der Geburt und dann in der Betreuung von Kuh und Kalb aus“, schätzen die Tierwirte.