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Liebe Mitglieder des Berlin Brandenburger Vereins homöopathischer Ärzte,
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als homöopathisch tätige Ärztinnen und Ärzte vollführen wir oft einen Spagat zwischen den Medizinsystemen. Wir wenden Homöopathie und konventionelle Medizin so an, dass für unsere Patientinnen und Patienten der möglichst große Nutzen dadurch entsteht. Trotzdem kommt von außen die Homöopathie-Kritik, zumeist von Akteuren, die von Homöopathie bzw. von Medizin häufig wenig Kenntnisse haben. Woran denken Sie also bei dieser Aussage: „Kein Zusatznutzen, zu teuer, ungeeignet, keine gesicherte Evidenz, potentiell unangemessen, lebensbedrohlich…“ An diese Homöopathie-Kritik? Falsch. Dies ist ein Fazit aus dem Arzneimittel-Kompass 2022, der sehr deutlich eine Fehlentwicklung beschreibt. Einen Kommentar hierzu hat Elisa Jost-Bijlsma auf unserer Webseite geschrieben. Ähnlich besorgniserregend sind die Daten zum Antibiotika-Einsatz. Zum jährlichen EU-Antibiotika-Tag am 18. November hat das Homeopathy-Research Institute (HRI) drei Studien vorgestellt, die uns zeigen, dass mit Hilfe der Homöopathie in der Human- und in der Veterinärmedizin Antibiotika eingespart werden können. Vielleicht wäre eine entsprechende Studie auch im Rahmen des Arzneimittel-Kompasses erhellend.
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Fortbildungen und Diskussionen in den unterschiedlichsten Formaten und mit den unterschiedlichsten medizinischen Professionen bringen uns als Ärztinnen und Ärzte weiter. Viele dieser Veranstaltungen werden vom BVhÄ organisiert - davon gleich mehr. Zunächst aber zu einem Kulturheilkundlichen Symposion zu 125 Jahre Dr. med. Martin Gumpert. Diese Veranstaltung zu dem Berliner Arzt fand Mitte November in Zehlendorf statt. Gumpert schreibt in seiner Autobiographie: „Für mich war die Medizin von Anfang an eine soziale Wissenschaft, eine Wissenschaft von der Gesellschaft.“ Gumpert war auch Autor und hat einen Roman über Samuel Hahnemann geschrieben. Darüber hat unsere Kollegin Dr. Brigitte Jauch-Wimmer einen Vortrag gehalten. Weitere Referenten waren etwa Ellis Huber oder auch Prof. Dr. Florian G. Mildenberger, der uns auch als Autor des Buches "Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte im Nationalsozialismus" bekannt ist.
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Lassen wir das BVhÄ-Programm vom November kurz Revue passieren. Wachrüttelnd, auch ein wenig erschreckend, war der Vortrag von Dr. med Max Bürck-Gemassmer, der uns die Auswirkungen des Klimawandels auf die ärztliche Tätigkeit erklärte. Wir haben verstanden: es bleibt nicht mehr viel Zeit. Diese Homöopathie im Dialog (HiD) Veranstaltung hat deutlich gemacht, dass wir alle handeln müssen, also tun wir es. Wir gründen im BVhÄ eine Klima AG. Ein Ziel ist, unseren Mitgliedspraxen Informationen zur Verfügung zu stellen, damit Sie in Ihrem Umfeld handeln können.
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Zum ersten Mal fand unser neues Format, die "BV-Lounge", am 25. November statt. In entspannter Atmosphäre, mit Käse, Trauben und Wein, diskutierten wir engagiert über das Thema Miasmen. Als Intro sahen wir eine Passage aus dem Film "Homöopathie unwiderlegt?" von Erik Lemke. Auch dieser Abend endete mit einem neuen Projekt: Wir drehen einen Film, wir stellen die Homöopathie dar. Also, wer mitdiskutieren und handeln möchte, das nächste Treffen findet am 16. Dezember um 19 Uhr im BVhÄ statt.
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Zuvor laden wir Sie aber noch zu der HiD-Veranstaltung am 9. Dezember, 19:00 Uhr, ein. Referent ist Prof. Dr. Eberhard Wolff vom Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der Universität Basel. Er gibt uns einen Forschungsüberblick zur Geschichte des Impfens.
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Wie hat sich eigentlich Hahnemann zum Impfen geäußert? Das ist unser November-Thema in der Reihe "Hahnemann des Monats" (siehe unten). Otto Ziehaus kommentiert die Hahnemann-Zitate - wir laden Sie zur Diskussion über Zitat und Kommentar ein, schreiben Sie uns.
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Herzliche Grüße von Ihrem BVhÄ Vorstand,
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Otto Ziehaus (2. Vorsitzender), Ursula Dohms (1. Vorsitzende) und Elisa Jost-Bijlsma (Schatzmeisterin)
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Reihe "Hahnemann des Monats"
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Organon 6. Auflage (Barthel&Barthel 1999): § 46 Anmerkung 1
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„Dieß scheint der Grund des so wohlthätigen, merkwürdigen Ereignisses zu sein, daß, seit der allgemeinen Verbreitung der Jennerschen Kuhpockenimpfung, die Menschenpocken nie wieder unter uns weder so epidemisch, noch so bösartig erscheinen, wie vor 40-50 Jahren, wo eine davon ergriffene Stadt, wenigstens die Hälfte und oft drei Viertel ihrer Kinder durch den jämmerlichsten Pest-Tod, verlor.“
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Zur Impfung äußert sich Hahnemann auch an folgender Stelle: Anmerkung 1 zu § 56 Organon 6. Auflage (Barthel&Barthel 1999):
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„Denen, ….., schwebte vermutlich die Wohltat vor Augen, welche die Menschheit durch die Anwendung der Kuhpocken-Einimpfung erfuhr, daß dadurch der Eingeimpfte von aller künftigen Menschenpocken-Ansteckung frei erhalten, und gleichsam schon im voraus von letzterer geheilt ward......…und so durch die allgemeine Verbreitung ihrer Einimpfung allen Epidemien jener tödlichen, fürchterlichen Menschenpocken dergestalt ein Ende gemacht haben, daß die jetzige Generation gar keine anschauliche Vorstellung von jener ehemaligen scheußlichen Menschenpocken-Pest mehr hat..“
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Kommentar von Otto Ziehaus:
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Diese beiden Abschnitte belegen die positive Haltung Hahnemann´s im Jahre 1842 zur Kuhpockenimpfung gegen die „fürchterlichen Menschenpocken“. Er befürwortet damit eine neue, für die damalige Zeit moderne Methode. Im Paragraph 46 wird über die Heilung von natürlichen Krankheiten im Menschen gesprochen. D.h. eine natürliche, miasmatische Krankheit wird durch den Hinzutritt einer weiteren natürlichen, chronischen, miasmatischen Krankheit, wenn diese ihr ähnlich ist, geheilt. Dafür gibt er Beispiele, insbesondere im Zusammenhang mit den Kuhpocken. Folgendes Beispiel, auf den sich die zitierte Anmerkung 1 im §46 bezieht, ist hier sehr wichtig, denn er leitet aus dem allgemeinen Ähnlichkeitsprinzip die Erklärung für die Impfung ab:
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"Die zu Kuhpocken kommende Menschenpockenkrankheit hebt wie bekannt, eben sowohl ihrer größern Stärke, als ihrer großen Aehnlichkeit wegen, erstere sogleich gänzlich (homöopathisch) auf und läßt sie nicht zur Vollendung kommen; doch wird hinwiederum, durch die ihrer Reife schon nahe gekommene Kuhpocke, ihrer großen Aehnlichkeit wegen, die darauf ausbrechende Menschenpocke (homöopathisch) wenigstens um vieles gemindert und gutartiger ( Anmerkung 1, siehe oben) gemacht, wie Mühry und viele Andere bezeugen."
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Hahnemann bezeichnet also die Impfung als einen, auf homöopathischer Ähnlichkeit begründetet, Ansatz, was er wiederum aus seinen Beobachtungen vom Verlauf und natürlichen Heilung (also von der Natur selbst, nicht durch Arzneien, wie in der Homöopathie) von natürlichen, miasmatischen Krankheiten ableitet. Zusammengefasst könnte man sagen, dass man aus dem Organon keine Gegnerschaft zur Impfung herleiten kann, eher das Gegenteil, wenn ich die Aussagen von Hahnemann zusammennehme. Dass es bei den Impfungen damals Nebenwirkungen gab, das war Hahnemann sicherlich bekannt, was ihn aber nicht abgehalten hat, recht eindeutig am Ende seines Lebens, nachdem die Impfung schon mehr als 40 Jahre bekannt war, und nach mehr als 40 Jahre Homöopathie-Tätigkeit, diese eindeutigen Äußerungen zu machen. Das sollte uns zu denken geben, hinsichtlich der Rezeption und der Beurteilung des Organons bzw. der Positionierung der Homöopathie hinsichtlich der Impfung, da es eine recht gut belegte Haltung des Begründers der Homöopathie zum Thema gibt. Hahnemann gibt uns alle Legimitation, die Impfung als Umsetzung des Ähnlichkeitsprinzips in der modernen Medizin zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten zu sehen, wie ich versucht habe, zu zeigen.
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